Trotz des technischen Fortschritts war der Abbau des Gesteins unter Tage lange noch mit schwerer Handarbeit verbunden. Hier zerkleinert ein Bergmann mit einem Presslufthammer das Material vor dem Brecher, der maschinell das Salz bricht. Die Arbeit war sehr laut und beschwerlich. Das Foto stammt aus dem Jahr 1958. Bildrechte: © Deutsche Fotothek / Schröter, Wolfgang G.
Der industrielle Abbau von Kalisalz an der Werra ist eng verknüpft mit dem Beginn der Industrialisierung in Deutschland. Um die Jahrhundertwende setzte in der Region eine Kali-Euphorie ein. Investoren machten mit ihren finanziellen Mitteln das Abteufen von Schächten möglich. Oft dauerte es auf Grund der hohen Summen Jahre, bis sich die Investitionen lohnten.
Umso wichtiger war es, dass der eigentliche Abbau unter Tage möglichst produktiv war. Das bedeutete in den Anfangstagen vor allem Handarbeit. Durch Sprengungen wurde das Salz in den Stollen gelöst. Die Sprenglöcher wurden durch muskelbetriebene Bohrer in das Salz getrieben. Danach wurde das gebrochene Gestein mit Eisen und Schlägel (ein großer Hammer und ein keilförmiger Meißel) zerkleinert. Dann musste das Material per Hand zum nächstgelegenen Schienenpunkt befördert werden. Hier wurde es auf Loren verladen und bis zum Förderkorb transportiert.
Später wurde die Arbeit durch den sogenannten "Schrapper" erleichtert. Diese Maschine förderte mittels Winden und Bändern das gelöste Material durch einen breiten metallischen Schieber über Förderbänder in die Loren. Bis in die 1960er Jahre waren diese Maschinen hier in Heringen und überall im Revier im Einsatz.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden auch unter Tage mehr und mehr Bereiche elektrifiziert. Der Schrapper wurde von dieselgetriebenen und später elektrisch angetriebenen Fahrladern ersetzt. Ihre Schaufeln fassen bis zu 17 Tonnen. Ab 1970 ersetzten Förderbänder den Transport auf der Schiene. Heute ist sehr viel weniger Personal für den Abbau notwendig als noch vor 70 Jahren. Der technische Fortschritt hält weiter an. Insbesondere die Digitalisierung vieler Bereiche sorgt heute für eine effizientere Förderung des Salzes und Nutzung der Maschinen.
Neue Fertigungsmethoden der Eisen- und Stahlverarbeitung und die Elektrifizierung erhöhen auch die Produktivität vieler Fabriken und Werke über Tage. Moderne chemische Verarbeitungsprozesse erhöhten die Ausbeute aus dem Rohmaterial und minimieren die Umweltbelastung.
Unter Tage können nur rund 50 Prozent des zur Verfügung stehenden Materials abgebaut werden. Zwischen den Stollen müssen quadratische Säulen zur Abstützung belassen werden. Sie machen rund die Hälfte des Raums aus. Das geförderte Material enthält Wertstoffe, welche nur zu rund 35 Prozent nutzbar sind. Der Rest entfällt auf festen und flüssigen Abfall.
Der Schrapper mechanisierte den Abbau des Kalisalzes in der Region ab den 1920er Jahren. Der 1935 geborene Norbert Deisenroth war lange Zeit als Direktor des Kaliwerks Heringen tätig. Im Zeitzeugengespräch erzählt er, was ein Schrapper ist und ob die Tätigkeit als Schrapperfahrer körperlich anstrengend war.
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